Eine meiner schönsten Erinnerungen an Italien war wohl der Karneval in Venedig 2011. Ende Jänner bis Anfang Februar, genauer gesagt zehn Tage vor dem Aschermittwoch wird die ohnehin bereits surreal anmutenden Stadt am Canal Grande zu einer einzigen Großen Bühne auf der maskierte Venezianer und Karnevalfans aus aller Welt ihre prunkvollen und überragenden Kostüme vorführen. Ganz anders als bei uns gibt es in Venedig keinen einmaligen riesigen Umzug mit geschmückten Wagen durch die Stadt, denn jede Gasse, ja förmlich jeder Winkel der Lagunenstadt wird von anmutigen maskierten Menschen geziert. Zu jeder Tageszeit kann man ihnen begegnen wenn man durch die Stadt flaniert. Viele fahren auch langsam in Gondeln durch die Kanäle.
Der Engelsflug eröffnet den Karneval in Venedig 2011
Jedes Jahr eröffnet eine andere prominente Person Italiens mit dem sogenannten Engelsflug den Karneval in Venedig. Zehn Tage vor Aschermittwoch schwebt der Engel, gesichert an einem Stahlseil, vom weltbekannten Glockenturm, dem Campanile, herab auf den Markusplatz. Die meisten Besucher kommen aber erst am Wochenende vor Faschingsdienstag in die Stadt und genießen das bunte Treiben. Ich war am letzten Sonntag des Karnevals 2011 dort um die große Maskenprämierung hautnah mit zu erleben.
Die schönsten Masken und Kostüme
Am Faschingssonntag 2011 hatte die große Spannung ein Ende. Bei herrlichem Wetter wurden am Markusplatz die schönsten Kostüme und Masken gekürt. Wer nun glaubt, dass die Besten der Besten stets aus Italien oder gar Venedig selbst kommen, der irrt. Auch 2011 war der Siegerreigen wie auch schon in den Jahren davor bunt gemischt. Der erste Platz für das schönste Kostüm musste in jenem Jahr sogar geteilt werden. Die Römer Paolo und Cinzia Pagliasso, sowie Anna Rotonai konnten den ehrenvollen Titel mit Ihrem Kostüm „Omaggio a Venezia“ – „eine Hommage an Venedig“ zwar für Italien sichern, mussten ihn aber mit Deutschland teilen.
Video vom Karneval in Venedig 2011 von Joerg Lanks
Deutscher Stoffhändler holte sich den Sieg
Horst Raack aus Main, dem Eigentümer eines deutschen Onlinehandels für Stoffe namens Brick House Fabrics, gelang es mit seinen Kostümen „La Famille Fabergé“ ebenfalls den ersten Platz nach Hause zu holen. Raack ist einer von vielen Kostümbegeisterten, die es jedes Jahr in die Hochburg des italienischen Karnevals zieht. Im Gegensatz zu vielen schaulustigen Touristen lässt er sich aber jedes Jahr in Venedig bestaunen, denn er entwirft und fertigt stets neue Kostüme für die bunteste Zeit des Jahres am Canal Grande und wurde dafür bereits 2009 mit dem ersten Platz prämiert.
Die Sonderkategorie „19. Jahrhundert“ gewannen zwei Belgier
Jedes Jahr lässt sich die Jury eine andere Sonderkategorie für die Maskenprämierung einfallen. 2011 lautete diese „19. Jahrhundert“ und konnte somit von der französischen Revolution bis hin zum ersten Weltkriegt Inspiration finden. Gewonnen haben in dieser Kategorie die Belgier Lea Luongsoredju und Roudi Verbaanderd aus Brüssel. Ganz im Stile des 19. Jahrhunderts trug die Dame Hut und Schirm, der Herr Zylinder und Spazierstock. Was das Kostüm aber außergewöhnlich und besonders machte, war das tiefe, matte Schwarz der Stoffe, der außerordentliche Schnitt des Kleides und ein ungewöhnlicher aber extravaganter schwarzer Schleier über den Zylinder von Roudi Verbaanderd der über seiner Stoffhose einen Gehrock trug.